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Beitrag vom 28.10.2011
Maria Mena - Viktoria
Lisa Erdmann
Nicht nur ihre unverkennbare Stimme, auch ihr Gespür für zarte Melodien verhalfen der Norwegerin in den letzten Jahren zu zahlreichen Auszeichnungen. Nun präsentiert Maria Mena ihr mittlerweile...
...fünftes Studioalbum und überzeugt mit skandinavischer Melancholie und einer guten Portion erwachsener Ernsthaftigkeit.
Wer seine Kindheit im rauen Norden verbringt, der bekommt den "norsk tungsinn", die Norwegische Melancholie wohl in die Wiege gelegt. Die Winter sind lang, dunkel und vielleicht auch ein bisschen mystisch in dieser Region. Maria Viktoria Mena, 1986 in Oslo geboren, vereint in ihren Songs genau dieses Gefühl und formt daraus Songs, die mit Schwermut und Nachdenklichkeit, jedoch frei von banalem Kitsch unter die Haut gehen.
Nach ihrem ersten in Deutschland veröffentlichten Album "Apparently Unaffected" (2007) und dem Nachfolger "Cause And Effect" (2008) präsentiert die Songwriterin nun mit "Viktoria" einen Longplayer, der neben einer sehr klassischen Instrumentalisierung auch einen Großteil autobiographischer Texte bereithält.
Allein der Titel verrät der Hörerin schon ziemlich genau, wohin die Klangreise diesmal geht. Maria Mena selbst erklärt dazu: "Als ich zehn war, kam meine Mutter nach Hause und sagte, dass ich einen neuen zweiten Vornamen bekommen würde: Viktoria - nach meiner Urgroßmutter. Aber niemand nannte mich Maria Viktoria Mena. Der Name verschwand einfach wieder. Nach meinem letzten Album hatte ich das Gefühl, ein wesentlich ruhigerer Mensch geworden zu sein. Ich dachte mir: Vielleicht ist das ja Viktoria? Eine nachsichtigere und verständnisvollere Maria."
Auf ihren früheren Alben machte die 25-Jähige vor allem ihrer inneren Wut Luft, der aktuelle Langspieler handelt hingegen vor allem vom Loslassen und Verzeihen. Es scheint daher keinen besseren Albumtitel als den Namen "Viktoria" zu geben, der zugleich diesen Triumpf, diese Art "Victory" über sich selbst beinhaltet.
Nachdem der gleichnamige Opener den Albumtitel nochmals wohlklingend erklärt, entführt "Homeless" die Hörerin mit gefühlvollen und eingängigen Piano- und Streicher-Arrangements. Orchestrale Elemente sind das Herzstück von "Viktoria". Stets zurückhaltend ziehen sie sich wie ein Roter Faden durch die elf Titel und erinnern kitschlos an neblige Wälder und graue Herbsttage.
Als erstes Albumhighlight geht das sanft anlaufende "The Art Of Forgiveness" ins Ohr und baut sich in der Hook mit E-Gitarrenriffs zu einer kraftvollen Hymne auf, um gleich danach wieder in Fragilität zu zerfallen. Zwischen stark und zart schwanken auch die Titel "My Heart Still Beats", "Takes One To Know One" und "It Took Me By Surprise". Glockenklare Rhythmen, die sofort ins Ohr gehen und Menas Ausnahmestimme sind hier stets das Geheimrezept.
Sanfter, aber dennoch gedankenreich erklingt das fragile Pianostück "Habits", bei dem auch der Dänische Sänger Mads Langer im zweiten Teil ein paar Zeilen zum Besten gibt. Das finale "Am I Supposed To Apologize" nimmt sich ebenso die Zeit, sich zu entfalten.
"Viktoria" ist eindeutig kein kurzlebiges Album - vielmehr reifen die Titel langsam und erst durch mehrmaliges Hören zu ihrer vollen Schönheit heran.
Maria Mena im Netz: www.mariamena.de
AVIVA-Tipp: Hörerinnen, die nach Nebenbei-Musik oder Mainstream-Pop suchen, sei von "Viktoria" abzuraten. Das neue Erwachsensein steht Miss Mena ausgesprochen gut und dieses 36-minütige Album ist in keinem Moment belanglos oder beiläufig, sondern eine echte Herbstsensation. Melancholisch schleichen sich die Melodien ins Ohr und füllen dank Repeat-Taste mit Leichtigkeit ganze Nachmittage.
Maria Mena
Viktoria
Label: Sony Music, VÖ: Oktober 2011
Weiterhören auf AVIVA-Berlin:
Maria Mena – Apparently Unaffected
Feist - Metals
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